Wenn sich zwei Herzen in der Brust eines Menschen befinden, kann die Entscheidung für einen Lebensweg zur Zerreißprobe werden. In seinem autobiografischen Reiseroman „Boarderlines“ nimmt uns Andreas Brendt mit auf eine faszinierende Reise durch die Welt des Surfens und der Selbstfindung – eine Geschichte, die weit mehr ist als ein bloßer Bericht über perfekte Wellen und exotische Strände.
Boarderlines
Autor: Andreas Brendt
Format: Taschenbuch
Seiten: 416
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 978-3-943176-99-5
Verlag: Conbook Medien
Der Autor: Vom VWL-Studenten zum Weltenbummler
Andreas Brendt, aufgewachsen im rheinischen Jülich, hatte ursprünglich eine ganz andere Laufbahn im Sinn. Als ambitionierter Student der Volkswirtschaftslehre träumte er von einer Karriere als Manager – bis ihn ein Freund zu einer gemeinsamen Reise nach Asien überredete. Diese Entscheidung veränderte sein Leben grundlegend. Statt Kostenplänen und Karriereleiter entdeckte Brendt die Faszination des Surfens und wurde vom Reisefieber gepackt.
Die Geschichte: Zwischen Wellen und Wendepunkten
„Boarderlines“ erzählt die Geschichte von Andi, einem jungen Mann, der nach einem ersten Trip nach Bali vom Surfvirus infiziert wird. Was folgt, ist eine zehnjährige Reise entlang der schönsten Küsten und Strände der Welt. Immer wieder stellt sich Andi die Frage, was im Leben wichtiger ist: Karriere und Sicherheit oder Leidenschaft und Abenteuer?
Der Roman führt den Leser zu den aufregendsten Surf-Spots in Indonesien, Australien, Südafrika, Europa, Sri Lanka, Peru, Ecuador, Neuseeland, Fidschi und Chile. Dabei geht es nicht nur um die Suche nach der perfekten Welle, sondern auch um die Begegnungen mit verschiedenen Kulturen, Menschen und Lebensentwürfen.
Besonders eindrucksvoll sind die Schilderungen der extremen Erlebnisse – vom Surfen in meterhohen Wellen bis hin zu gefährlichen Situationen mit „Pistolen, Edelsteinen, Malaria, einer entlegenen Insel, gemeinen Ganoven, allwissenden Professoren und deutschen Bierdosen“, wie es im Klappentext heißt.
Mehr als ein Surfbuch: Die Philosophie hinter „Boarderlines“
Was „Boarderlines“ von vielen anderen Reiseberichten unterscheidet, ist die tiefgründige Auseinandersetzung mit grundlegenden Lebensfragen. Brendt nutzt die Entscheidungstheorie aus seiner VWL-Vorlesung, um auf wissenschaftliche Weise zu rechtfertigen, warum für ihn nur ein Weg richtig sein kann: das Reisen für die Wellen.
Das Surfen wird dabei zur Metapher für das Leben selbst: „Wie die Wellen, die sich auftürmen, ihre Schönheit entfalten und im selben Atemzug für immer vergangen sind“, beschreibt Brendt die Vergänglichkeit des Moments, die er durch das Surfen zu schätzen lernt.
Doch trotz der intensiven Gefühle, die ihm das Surfen und Reisen schenken, entwickelt sich im Laufe der Geschichte ein innerer Konflikt. Das ständige Leben im Moment weckt in Andi den Wunsch nach einer sinnstiftenden Aufgabe und nach vertrauten Menschen, mit denen er seine Erlebnisse teilen kann.
Zwischen Fernweh und Heimweh: Die Balance finden
Eine interessante Entwicklung in „Boarderlines“ ist die Veränderung des Protagonisten in Bezug auf das Thema Heimat. Während er zu Beginn seiner Reisen kein Heimweh kannte und immer weiter wollte, entwickelt sich im Laufe der Zeit eine andere Perspektive.
Diese Entwicklung spiegelt sich auch im letzten Drittel des Buches wider, wo Einsamkeit und persönliche Niederlagen den Blick für eine andere, zartere Seite öffnen und letztendlich den Weg zurück in die Heimat ebnen. Eine unerwartete Wendung, die dem Buch zusätzliche Tiefe verleiht.
Die Sprache: Hautnah dabei sein
Ein besonderes Merkmal von „Boarderlines“ ist die bildhafte Sprache, mit der Brendt seine Leser mitnimmt auf seine Abenteuer. „Es gibt einen Haufen abgefahrener Geschichten von allen Ecken und Enden des Planeten. Diese sind so geschrieben, dass man hautnah dabei ist. Das war mein Hauptziel. Man hört die Wellen rauschen und schaut den Gangstern direkt ins vernarbte Gesicht“, erklärt der Autor.
Diese Unmittelbarkeit macht das Buch zu einem intensiven Leseerlebnis, das bei vielen Lesern Fernweh auslöst und den Wunsch weckt, selbst die Koffer zu packen und loszuziehen.
Der Erfolg: Eine wachsende Fangemeinde
„Boarderlines“ hat sich seit seinem Erscheinen zu einem Kultbuch entwickelt, das weit über die Surf-Community hinaus Anklang findet. Die Kommentare überschlagen sich mit Begeisterung, und in Bücherforen wird das Werk heiß diskutiert.
Der Erfolg hat Brendt dazu inspiriert, weitere Bücher zu schreiben. Mit „Boarderlines: Fuck You Happiness“ und „Ganesha macht die Türe zu“ sind bereits Fortsetzungen erschienen, die die Abenteuer und philosophischen Betrachtungen weiterführen.
Fazit: Ein Buch für alle, die vom Ausbrechen träumen
„Boarderlines“ ist mehr als ein Buch über das Surfen – es ist eine Einladung, über die eigenen Lebensentscheidungen nachzudenken und den Mut zu finden, auch unkonventionelle Wege zu gehen. Es richtet sich an alle, die schon einmal vom Ausbrechen geträumt haben, an diejenigen, die zwischen Sicherheit und Abenteuer schwanken, und an jene, die einfach nur gerne in ferne Welten eintauchen möchten.
Mit seiner authentischen Erzählweise, den tiefgründigen Reflexionen und den packenden Abenteuern bietet Andreas Brendt eine Lektüre, die zum Nachdenken anregt und gleichzeitig unterhält. „Boarderlines“ ist ein Buch für alle, die ihre eigenen Grenzen – ihre persönlichen „Boarderlines“ – erkunden möchten.
Wer sich auf diese literarische Reise einlässt, wird nicht nur die schönsten Surfspots der Welt kennenlernen, sondern auch einen tieferen Einblick in die Frage gewinnen, was im Leben wirklich zählt. Und vielleicht findet der eine oder andere Leser dabei auch Antworten auf eigene Lebensfragen – oder zumindest den Mut, sie sich zu stellen.