Barbarentage: William Finnegans Pulitzer-gekrönte Surf-Odyssee

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Auf der ewigen Suche nach der perfekten Welle

Wenn das Meer ruft, gibt es für manche Menschen keine andere Wahl, als zu folgen. William Finnegan gehört zu diesen Menschen. In seiner mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichneten Autobiografie „Barbarentage“ nimmt er uns mit auf eine faszinierende Reise durch sein Leben als Surfer, Journalist und ewiger Suchender. Das Buch ist weit mehr als eine Sammlung von Surf-Anekdoten – es ist ein tiefgründiges Porträt einer Leidenschaft, die ein ganzes Leben prägen kann.

Finnegan, der als renommierter Journalist für den „New Yorker“ arbeitet und als Kriegsreporter aus Krisengebieten berichtete, entdeckte das Surfen bereits mit elf Jahren. Was als kindliche Freizeitbeschäftigung begann, entwickelte sich zu einer lebenslangen Obsession, die ihn um die ganze Welt führte – von den Stränden Kaliforniens und Hawaiis über Samoa, Indonesien und Australien bis nach Südafrika und Madeira.

Barbarentage Buch

Barbarentage

Autor: William Finnegan
Format: 13 x 21 cm
Seiten: 566
Sprache: Deutsch
ISBN: 978-3518468739

Ein Leben zwischen Wellen und Worten

„Barbarentage“ ist kein gewöhnliches Surf-Buch. Finnegan gelingt es, die physische Erfahrung des Wellenreitens in eine poetische Sprache zu übersetzen, die auch Nicht-Surfer in ihren Bann zieht. Er beschreibt die perfekte Welle nicht nur als sportliche Herausforderung, sondern als transzendentes Erlebnis – einen Moment vollkommener Präsenz und Verbundenheit mit der Natur.

Gleichzeitig schont der Autor weder sich noch seine Leser. Schonungslos ehrlich berichtet er von lebensgefährlichen Situationen in der Brandung, von der Angst vor dem Ertrinken und der fast irrationalen Entschlossenheit, trotz aller Risiken immer wieder ins Wasser zurückzukehren. In einer besonders eindringlichen Passage schildert er, wie er und ein Freund vor der Küste Madeiras beinahe ums Leben kommen – eine Erfahrung, die seinen Freund für immer vom Surfen abbringt, während Finnegan bekennt: „Ich war noch nicht fertig mit Madeira.“

Mehr als nur Sport: Surfen als Lebensgefühl

Was „Barbarentage“ besonders lesenswert macht, ist Finnegans Fähigkeit, das Surfen in einen größeren kulturellen und persönlichen Kontext einzubetten. Er entlarvt die mediale Verklärung der Surfkultur als endlosen Sommer und zeigt, dass die Realität oft einem „endlosen Winter“ gleicht – voller Entbehrungen, Risiken und der ständigen Jagd nach dem perfekten Moment.

Seine Reisen führen ihn nicht nur zu abgelegenen Stränden mit perfekten Wellen, sondern auch zu tieferen Erkenntnissen über sich selbst und die Welt. Als er in den 1970er Jahren durch Asien und Afrika reist, ist er nicht nur Surfer, sondern auch aufmerksamer Beobachter sozialer und politischer Realitäten. Diese Erfahrungen prägen später seine Karriere als Journalist und Autor.

Ein Buch wie das Meer

Der Suhrkamp Verlag bewirbt „Barbarentage“ treffend als „ein Buch wie das Meer, atemberaubend schön“ – und tatsächlich hat Finnegans Erzählung etwas von der rhythmischen Kraft der Wellen, die er so leidenschaftlich beschreibt. Die Sprache ist mal ruhig und reflektierend, mal kraftvoll und mitreißend.

Für Surfer bietet das Buch zahlreiche Momente des Wiedererkennens, für alle anderen einen faszinierenden Einblick in eine Welt, die von außen oft nur oberflächlich wahrgenommen wird. Finnegan erklärt Fachbegriffe und technische Aspekte des Surfens so geschickt, dass auch Laien folgen können, ohne dabei die Tiefe und Komplexität seiner Erfahrungen zu vereinfachen.

Fazit: Ein zeitloses Meisterwerk

„Barbarentage“ ist mehr als die Summe seiner Teile – es ist gleichzeitig Abenteuerroman, philosophische Betrachtung und kulturgeschichtliches Dokument. Nicht umsonst wurde das Buch 2016 mit dem Pulitzer-Preis in der Kategorie „Autobiografie“ ausgezeichnet.

Wer das Meer liebt, wer sich für die Kultur des Surfens interessiert oder wer einfach nur eine außergewöhnliche Lebensgeschichte lesen möchte, wird in „Barbarentage“ einen Schatz finden. William Finnegan hat mit diesem Buch nicht nur seine persönliche Surf-Odyssee dokumentiert, sondern auch ein zeitloses Werk über die Kraft der Leidenschaft und die Suche nach Sinn geschaffen.

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Jan

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